Werktagsfrömmigkeit

Ein Impulszu Allerheiligen

Werktagsfrömmigkeit


Nur ein Tag in der Woche ist Sonntag, dazu kommt noch der freie Samstag. Aber ansonsten ist Werktag, da tun wir unsere Arbeit, Woche für Woche. Das ist der normale Alltag. Wenn wir frei haben, dann ist das etwas Besonderes. Entweder gönnen wir uns Ruhe, oder wir nehmen uns bewusst Zeit für etwas, was uns Freude macht.
Ich glaube, dass es beides in einer guten Balance braucht, unseren Alltag, unsere normale Arbeit, und unsere freie Zeit, die Raum bietet für etwas Besonderes.
Dieser Rhythmus von Aktion und Entspannung, der ist tief in unserem christlichen Glauben verankert. Aus diesem Rhythmus haben viele Christen über all die Jahrhunderte gelebt. An Allerheiligen denken wir an die große Schar von Menschen, die das ein Leben lang getan haben. Was die meisten auszeichnet ist dabei nicht eine groß inszenierte Heiligkeit an bestimmten Tagen, sondern was ich als Werktagsfrömmigkeit bezeichnen möchte: wie sie ihren ganz normalen Alltag gestaltet haben. Ihre Einstellung zum Alltag hat ausgestrahlt und hat andere fasziniert.
Zu meiner Werktagsfrömmigkeit gehört zum Beispiel, dass ich morgens zuerst wenigstens 10 Minuten Zeit nehme für das Morgengebet, einen Psalm, ein Bibelwort, eine Stille, und dann kurz frühstücke und erst dann meine Mails und whatsapp Nachrichten checke. So gehe ich anderes gestimmt in den Alltag. Oder die abendlichen Werktagsgottesdienste in den Kirchen, einfach gestaltet, biblische Texte, ein paar Lieder, und die Möglichkeit all das, was mich den Tag über beschäftigt loszulassen, bei der Eucharistie auf den Altar zu legen und so als neu gestärkter zurück nach Hause zu gehen. Meine Gedanken sind wieder geordnet, mein Leben ist wieder in der Spur, die Arbeit des Tages gebündelt. So tun mir diese 35 Minuten Unterbrechung in meinem Alltag richtig gut.
An Allerheiligen dürfen wir so an jeden Christen und jede Christin denken, die über die Jahrhunderte versucht haben, so ihren Glauben im Alltag zu leben und die es auch heute tun und so diese Welt heller und menschenfreundlicher machen, aus ihrem ganz alltäglich und still gelebten Glauben heraus.

Dekan Ulrich Kloos

Klosterkirche Helfta – Foto Ulrich Kloos

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