Wo oben und unten ist – aus der Perspektive des Heiligen Martin

als ich im Ambrosianum in Ehingen war – vor 30 Jahren – da war eines meiner täglichen, ganz banalen Geschäfte das Vokalen lernen, griechische Vokabeln, hebräische,… allein ich weiß nicht mehr viele heute davon, aber eine ist mir im Gedächtnis geblieben. Ho Gaulos, der Melkeimer. Diese Vokabel haben wir nie lernen müssen, sie stand unten im Text mit Sternchen, aber ausgerechnet die weiß ich bis heute. Zum Melkeinmer (ho gaulos) gesellt sich natürlich der Melkschemel, auf griechisch Chamaizelos.
Ich bin auf diese Vokabeln gestoßen, weil in der Lebensbeschreibung des Heiligen Martin von Sulpicius Severus von einem Chamaizelos, einem Melkstuhl die Rede ist. Ich habe heute so einen Chamaizelos dabei. Ich denke, es ist bekannt, dass das Volk damals den heiligen Martin als Bischof haben wollte, Martin aber nicht wollte, er versteckte sich, die Gänse verschnatterten ihn. Und es war durchaus so, dass die damaligen Bischofskollegen ihn verhindern wollten, weil er nicht in das klassische Bild eines Bischofs mit seinem Hofstaat passen wollte. Und so heißt es dann da: Dass der Heilige Martin als er dann gefunden worden war und zum Bischof ernannt worden war, mit einem Chamaizelos, einem Melkstuhl auf den Marktplatz kam, und auf diesem Platz nahm, statt auf der bischöflichen Kathedra oder dem Bischofsthron.

Der Martinsaltar in der Basilika St. Martin in Wiblingen mit einem Melkschemel davor

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